Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVDs) gehören zu den häufigsten Krankheits- und Todesursachen der arbeitenden Bevölkerung, insbesondere in den Industrieländern. Sie nehmen auch in Entwicklungsländern zu (Wielgosz 1993). In den Industrieländern erkranken 15 bis 20 % aller Berufstätigen irgendwann im Laufe ihres Berufslebens an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter stark ansteigt. Bei den 45- bis 64-Jährigen sind mehr als ein Drittel der Todesfälle bei Männern und mehr als ein Viertel der Todesfälle bei Frauen auf diese Krankheitsgruppe zurückzuführen (siehe Tabelle 1). CVDs sind in den letzten Jahren zur häufigsten Todesursache bei postmenopausalen Frauen geworden.
Tabelle 1. Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Jahren 1991 und 1990 in den Altersgruppen 45-54 und 55-64 für ausgewählte Länder.
Land |
Herren |
Damen |
||||||
45-54 Jahre |
55-64 Jahre |
45-54 Jahre |
55-64 Jahre |
|||||
Bewerten |
% |
Bewerten |
% |
Bewerten |
% |
Bewerten |
% |
|
Russland** |
528 |
36 |
1,290 |
44 |
162 |
33 |
559 |
49 |
Polen** |
480 |
38 |
1,193 |
45 |
134 |
31 |
430 |
42 |
Argentinien* |
317 |
40 |
847 |
44 |
131 |
33 |
339 |
39 |
Großbritannien** |
198 |
42 |
665 |
47 |
59 |
20 |
267 |
32 |
USA* |
212 |
35 |
623 |
40 |
83 |
24 |
273 |
31 |
Deutschland** |
181 |
29 |
597 |
38 |
55 |
18 |
213 |
30 |
Italien* |
123 |
27 |
404 |
30 |
41 |
18 |
148 |
25 |
Mexiko** |
128 |
17 |
346 |
23 |
82 |
19 |
230 |
24 |
Frankreich** |
102 |
17 |
311 |
22 |
30 |
12 |
94 |
18 |
Japan** |
111 |
27 |
281 |
26 |
48 |
22 |
119 |
26 |
*1990. **1991. Rate = Todesfälle pro 100,000 Einwohner. % stammen aus allen Todesursachen in der Altersgruppe.
Aufgrund ihrer komplexen Ätiologie wird nur ein sehr geringer Teil der Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als beruflich anerkannt. Viele Länder erkennen jedoch an, dass berufliche Expositionen zu CVDs beitragen (manchmal auch als arbeitsbedingte Krankheiten bezeichnet). Arbeitsbedingungen und Arbeitsanforderungen spielen eine wichtige Rolle in dem multifaktoriellen Prozess, der zu diesen Krankheiten führt, aber es ist sehr schwierig, die Rolle der einzelnen kausalen Komponenten zu bestimmen. Die Komponenten interagieren in engen, wechselnden Beziehungen, und oft wird die Krankheit durch eine Kombination oder Anhäufung verschiedener kausaler Faktoren, einschließlich arbeitsbedingter Faktoren, ausgelöst.
Für Details zur Epidemiologie, Pathophysiologie, Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird der Leser auf die Standardwerke der Kardiologie verwiesen. Dieses Kapitel konzentriert sich auf jene Aspekte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die am Arbeitsplatz besonders relevant sind und wahrscheinlich von Faktoren im Job und Arbeitsumfeld beeinflusst werden.